Vor ein paar Wochen hatte ich die Nachwuchs-Journalisten Clara und Islay zu Gast bei mir im Studio. Beide besuchen die Klasse 8 A des Friedrich-Ebert-Gymnasiums in Bonn. Im Rahmen des Projekts „Klasse“ in Zusammenarbeit mit dem General-Anzeiger Bonn ist der folgende Artikel entstanden, den ich gerne und stolz im Rahmen eines Gast-Beitrages veröffentlichen möchte:
Die Frau für’s Schöne
Donnerstagabend, neunzehn Uhr dreißig, Bonner Innenstadt. Im Treppenhaus hört man hohe Schuhe in den zweiten Stock klappern, wo die Frauen von der strahlenden Claudia Reuschenbach in Empfang genommen und in das moderne, gerade mal zwei Jahre alte Studio geführt werden.
Das Studio nutzt die Stilberaterin zur Farb- und Stilberatung oder, wie heute, für Kleidertausche. Diverse Lidschattenpaletten, Pinsel zum Schminken und ein pinkfarbener Selfie-Stick liegen bereit. Kleiderstangen, Sektgläser und natürlich auch Snacks zur Stärkung sind auf den Tischen im Studio verteilt.
Nachdem die Tauschobjekte aus den großen Taschen und sogar Koffern der circa zehn Frauen auf den Kleiderstangen hängen, die Schuhe auf dem Boden stehen und Schmuck auf den Fensterbänken drapiert ist, bekommt jede der Teilnehmerinnen ein Glas Sekt. Für den besonderen Abend gilt das Du – aber die meisten scheinen sich schon zu kennen und unterhalten sich wie dicke Freundinnen. Nachdem jeder noch einmal seinen Namen genannt hat, geht es auch schon los. Klamotten werden von den Bügeln genommen, anprobiert, es wird sich beraten, gelacht. Die Stimmung ist ausgelassen.
Auch Claudia Reuschenbach probiert Jacken, Hosen und Oberteile an, sie lässt sich von ihren Gästen beraten, die aber mehr wie langjährige Freundinnen wirken. Der Kleidertausch ist eine ihrer Ideen, um ihren Kunden näher zu kommen und sich mit ihnen zu unterhalten. Auch durch Netzwerke, Vorträge oder Vorlesungen gewinnt sie Kontakte, aber so ist es natürlich viel lockerer und entspannter.
Die Liebe zur Mode zum Beruf gemacht
Seit drei Jahren, seit ihrer Ausbildung zur Stylistin und Visagistin, hilft sie nun schon Kunden jeden Alters, ihren Stil zu finden oder berät sie für besondere Anlässe. Manche kommen gerade aus der Elternzeit, manche erleben einen Karrieresprung. Andere suchen ihren Rat, wenn die Karriere gerade mal stockt.
Die meisten lassen sich zuerst einen Schnitt empfehlen, der zu ihnen passt: enge oder weite Hosen, tiefer oder hoher Ausschnitt, schmaler oder breiter Kragen. Auch den idealen Haarschnitt kann Claudia ihnen verraten.
Danach kommt meist die Farbberatung: hell oder dunkel, matt oder glänzend, auch da erkennt die Stilberaterin, welche Farben zu welchem Typ passen und welche eher nicht. Viele Kunden misten auch gerne zusammen mit der Stilexpertin ihren Kleiderschrank aus. Ihre Devise: „Man braucht nicht viele Kleider, nur die richtigen.“ Und wenn im Kleiderschrank wieder Platz ist, kann mit Claudia Reuschenbach natürlich auch geshoppt werden. Ob die Kunden ein Outfit mit Schuhen und Accessoires für einen bestimmten Anlass suchen und die Ratgeberin schon vorab in verschiedenen Läden nach dem passenden Look sucht, ob es „nur so“, aber mit Beratung, auf Shoppingtour geht und auch, ob das Budget vorher genannt wird – all das können die Kunden selbst aussuchen. Auch bei der Frage, wann eingekauft wird, ist Claudia Reuschenbach total flexibel.
Um mobiler zu sein, eröffnete sie 2014 ihr Studio in der Bonner Innenstadt. Nachdem sie 13 Jahre in der Finanzbranche der Telekom und der Post arbeitete, ging sie in Elternzeit und begann danach ihre Ausbildung zur Stylistin und Visagistin. Ein halbes Jahr lang beriet sie von zu Hause aus, die Kunden besuchten sie oder sie ging zu den Kunden, doch bald fand die angehende Geschäftsfrau das zu unprofessionell und zu wenig flexibel. Heute nutzt sie ihr Studio fast täglich zur Beratung.
Kleidertausch-Ergebnisse
Beim Kleidertausch ist die Stimmung inzwischen auf dem Höhepunkt. Mindestens ein Teil hat sich jede der Frauen schon gesichert, aber es wird noch immer viel anprobiert und beraten. „Man darf so viele Klamotten mitnehmen, wie man auch zum Abend mitbringt“ – so lautet die Regel.
Warum die Frauen lieber ihre ausrangierten Sachen gegen andere tauschen als sie zu spenden oder auf dem Flohmarkt zu verkaufen? „Ich habe bei so etwas noch nie mitgemacht und wollte einfach mal schauen, wie das so läuft“, sagt Kleidertausch-Neuling Daniela. „Dabei ein paar neue, nette Leute kennenzulernen, ihnen mit meinen ausrangierten Klamotten eine Freude zu machen und vielleicht selbst noch was Schickes abzustauben – das hörte sich perfekt an! Und ich genieße den Abend sehr.“
Gastgeberin Claudia Reuschenbach lacht und unterhält sich mit ihren Gästen. Man hat das Gefühl, sie sei selbst zum Quatschen gekommen und nicht zur Organisation. Und wenn sie gerade mal nicht berät oder Kleider tauscht, hält sie auch Vorträge und Vorlesungen in Firmen und Institutionen, erklärt Azubis, wie sie sich entsprechend der Branche kleiden sollten oder sie Kurse zu modernen Umgangsformen, in der die Teilnehmer zum Beispiel lernen, wie man höfliche Mails schreibt.
Langsam geht der Kleidertausch-Abend zu Ende, alle sind mit Klamotten versorgt und auch die Unterhaltungen verklingen. Ein letztes Gruppenfoto mit der modischen Beute wird gemacht, die Frauen verabschieden sich herzlich voneinander und trudeln eine nach der anderen langsam aus dem Studio. Anscheinend hat Claudia Reuschenbach sich ihren eigenen Rat zu Herzen genommen: „Um in einem Job erfolgreich zu sein, muss man mit „hundertfünfzig“ Prozent Leidenschaft dabei sein.“, lautet er. Und erfolgreich war der Kleidertausch auf jeden Fall.
Von Clara und Islay
2 Antworten zu “Projekt „Klasse“: „Die Frau für’s Schöne“ – ein Gastbeitrag”
[…] interessant zu lesen sind „Das Projekt Klasse: Die Frau für’s Schöne“ und „Fashion […]
Liebe Claudia,
herzlichen Glückwunsch zu dem tollen Artikel! Die beiden Nachwuchs-Journalistinnen haben das ganz klasse beschrieben. Durch Deine offene und herzliche Art hat man bei diesen Abenden immer das Gefühl, willkommen zu sein, hat dabei eine Menge Spaß und wird noch professionell beraten!
Ich muss einfach auch mal wieder dabei sein…!
Brigitte